Montag, 8. September 2008

Dummheit macht keinen Urlaub.

Da ich die letzte Woche meinen Urlaub im wunderschönen Hamburg verbracht habe, dafür diese Woche Einiges nachzuarbeiten hatte, jedoch die allgemein grassierende Dummheit ebensowenig Rücksicht darauf nimmt wie ich auf sie, hier etwas verspätet ein paar launische und durchaus tendenziöse Anmerkungen zu der Testspielposse 1. FC Kaiserslautern - KSC: 

Zunächst kurz zum Sportlichen, das Spiel konnte letztendlich ja doch angepfiffen werden. "Durch Unachtsamkeiten in der Nachspielzeit musste Beckers Team am Ende noch zwei Gegentreffer (...) hinnehmen." meldete ksc.de im Spielbericht. Dazu fällt mir leider nur ein, dass mir dazu nichts einfällt. Ansonsten freue ich mich über den wohl starken Auftritt von Lars Stindl, seine Zeit rückt also immer näher. Vielleicht schon morgen in Frankfurt.

Nun aber zum unwürdigen Theater um die Ansetzung im beschaulichen Weingarten. Das Meiste wurde wohl schon diskutiert, ich habe das Ganze aus dem bekannten Grund nicht umfassend verfolgt. Angeblich hatten sich Hooligans beider Seiten über das Internet verbindlich zum Krawall verabredet (oder eventuell nur eine Seite zum "Krawall" aufgerufen? Mansche Meldung konnte man auch so verstehen...), deshalb könnte das Spiel leider nicht stattfinden. Soweit so schlecht, so grundfalsch: nirgends, aber auch nirgends konnte ich in der Berichterstattung irgendeinen Link auf den Ursprung des "verbindlich verabredeten Krawall" finden. Sollte dies in irgendeinem "geschlossenem Forum" passiert sein, fehlt auch hier jeglicher Hin- oder Beweis dafür. 

Das Internet ist längst nicht mehr anonym. Theoretisch wäre es möglich, die Urheber von vermeintlichen Verabredungen im Internet über ihre IP-Adressen ausfindig und somit unschädlich zu machen. Diese Möglichkeit scheint keinem der beteiligten Vereinsvertreter in den Sinn zu kommen, geschweige denn den berichtenden Journalisten der kritischen Nachfrage wert sein. Was ich für die größte Sauerei an der ganzen Sache halte. 

Hooligans, vor allem die seit Jahrzehnten rivalisierender Vereine, verabreden sich nicht über das Internet. Sie kennen sich in der Regel ganz gut persönlich und greifen lieber zum Telefon um den Treffpunkt einer Schlägerei oder was auch immer auszumachen. Und sollte nun so ein Treffen tatsächlich anstehen, würden sie sich bestimmt nicht vorab Karten kaufen, um sich auf einem Parkplatz, Marktplatz oder vor einer Kneipe zu prügeln. Sie bräuchten gar kein öffentliches Spiel für ihren "Sport", das könnten auch "Szenekundige Beamte", Staatsanwälte und Journalisten wisse. So es sie denn überhaupt interessiert. 

Tut es aber wohl nicht, den mir bekannten frühen Höhepunkt des sinnfreien Getöse liefert Oliver Sperk in seinem Kommentar für die RHEINPFALZ vom 04. September ´08:

"Kein Herz für Fussball" von Oliver Sperk

Schlimm, dass wir so weit sind. Das Freundschaftsspiel zwischen dem FCK und dem KSC kann nicht wie geplant am Freitag in Weingarten stattfinden. Die Sicherheit geht vor, das muss so sein. Die Verlierer sind alle Fußball-Fans und der Sport als Teil der Gesellschaft.

Es schien perfekt zu passen. Zwei benachbarte Profi-Fußball-Teams treffen sich in der spielfreien Woche in einem nahe gelegenen 1500-Einwohner-Ort mit einem kleinen Stadion zu einer Übungspartie. Die Trainer, Ede Becker vom Karlsruher SC und Milan Sasic vom 1. FC Kaiserslautern, können taktische Varianten ausprobieren und Spieler Praxis sammeln lassen. Nebenbei bekommen viele Fans, vor allem Kinder und Jugendliche aus der Region, die Chance, ihre Lieblinge hautnah zu erleben. Eine runde Sache. Denkste! Das Spiel FCK gegen KSC im pfälzischen Weingarten wird es nun nicht geben.

Weil Kriminelle - anders kann man sie leider nicht nennen - angekündigt haben, am Rande der Partie ihr eigenes „Hooligan-Derby" zu veranstalten. Abartig und abstoßend. Mittendrin wären dann vielleicht kleine Kinder gewesen, die sich so auf diesen Tag und ein paar Autogramme der Fußballer gefreut hatten. Einfach nur abscheulich.

Bitter ist die Absage auch für den neu gegründeten SV Weingarten 2007, der als Veranstalter auf 6000 Zuschauer gehofft hatte. Die Einnahmen aus Essens- und Getränkeverkauf und Platzmiete hätten ihm gutgetan. Es gibt nur Verlierer. Der Schulterschluss gegen die Spielverderber muss wirksamer werden!

Die Fehler stecken hier nicht im Detail sondern schreien aus jedem Absatz heraus. Würde die Sicherheit vorgehen, hätten die Organisatoren von vornherein dieses Spiel in einem Stadion angesetzt, das den Auflagen der DFL für die Ausrichtung von professionellen Fußballbegegnungen entspricht. Geht es ihm um das Wohl der Trainer, das der Spieler oder um den SV Weingarten 07? Der hätte sich und seinen Kindern eine größere Freude mit einem Vorbereitungsspiel des KSC gegen eine Bezirksauswahl gemacht, statt mit der Ausrichtung eines Spiels zweier Südwestrivalen. Und wer die "Spielverderber" denn waren kann Herr Sperk auch nicht aufklären, scheint sich aber ihrer Existenz absolut sicher zu sein. 

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