Mittwoch, 11. März 2009

Vor dem Endspiel gegen Bielefeld.

Es ist schon bezeichnend, wie weit in diesen Tagen die öffentliche und die veröffentliche Meinung auseinanderfallen. Während die Fans, am Samstag in Ihrem Block und in den Tagen danach in Ihren Internetforen und Blogs, deutlicher und vor allem fundierter als je zuvor die Ablösung von Ede Becker fordern, stellt sich die regionale Tagespresse demonstrativ hinter den Trainer. „Der 52-Jährige (...) ließ seine Mannschaft keineswegs Beton anrühren. Im Gegenteil: Der KSC, der sich als intaktes Team zeigte, suchte von vielmehr von Beginn an seine Chance in der Vorwärtsbewegung und präsentierte sich gut eingestellt“. Das am Samstag tatsächlich passable Aufbauspiel des KSC schreibt Gerhard Wolff am Dienstag in den BNN Trainer Ede Becker zu, während er einen Verantwortlichen für die sechs torlosen Spiele nach der Winterpause sowie die verkorkste Hinrunde nicht weiter suchen möchte.

 

„Dass als erster Kandidat hierfür der Trainer gefunden wird, gehört zu den scheinbar unumstößlichen Gesetzen des Fußballs, ganz ungeachtet der Realitäten. Die Realitäten in Karlsruhe indes besagen deutlich anderes. (...)“ weiß dagegen schon am Montag Frank Ketterer vom BADISCHEN TAGBLATT. Erlauben wir uns an dieser Stelle einen kurzen Blick auf die Realität der Tabelle: Platz 18 mit einer Differenz von minus 22 Toren. An dieser Kennziffer war bereits wesentlich früher in der Saison das Leistungsvermögen abzulesen, davon konnten wir jedoch in keiner der regionalen Zeitungen etwas lesen. 


Statt dessen erstaunt Gerhard Wolff in seinem Bericht für die BNN mit seiner Antwort auf die Frage, wie „den Profis bis zum „Spiel der Spiele" (Becker) endlich das Toreschießen beizubringen ist." Man glaubt es kaum: „Kollektiv zum Psychologen werden die Akteure nicht geschickt (...)." Nein? Wir brauchen keine Hilfe von Profis, die sich mit gruppendynamischen Prozessen von Mannschaften und mentalen Blockaden von Spielern bei ausbleibendem Erfolg  auskennen? Und das, obwohl seit Wochen die Verantwortlichen im Wildpark nicht müde werden zu betonen, dass die Gründe für das Versagen vor dem Tor allein in den Köpfen der Spieler und nicht etwa in Training oder Taktik zu suchen sind? Man meint beim Lesen dieser Zeilen direkt das Gelächter der Beteiligten zu hören, als das Gespräch auf dieses Thema kam.


Doch selbst das Spiel gegen Wolfsburg hätte für den eher das Kurzzeitgedächtnis benutzenden Beobachter Anlass zur konkreten Kritik geben können. Denn warum wechselte Becker, obwohl seine Mannschaft durchweg das Spiel machte, aber im Strafraum bei Flanken (überraschend durchsetzungsfähig war Christian Eichner) mit nur einem Spieler präsent war, nicht schon zur Halbzeit einen zweiten Stürmer ein? Und warum wechselte er dann auch noch mit Toni da Silva den aktivsten Offensivspieler anstatt den erneut enttäuschenden Christian Timm aus? 

 

Nicht nur über die Realitäten auf dem Platz, auch über die KSC-Fans hat man im BT eine Meinung: „Edmund Becker stieg über die grün-weiße Werbebande und schleppte sich in nachdenklicher Haltung zur Fankurve. Dann hielt der Trainer des Karlsruher SC inne - und kehrte um. „Becker raus!”, brüllten die wilden Kerle in den blau-weißen Klamotten. Mit den szeneüblichen Schuldzuweisungen versuchten also die badischen Bruddler, ihren Frust loszuwerden.“ Ich weiß nicht, mit was sich der BT-Autor Karl Koslowski in seinem Berufsalltag sonst befasst, mit den gut organisierten und ausgesprochen kommunikativen KSC-Fans offenbar nicht. 


Mal abgesehen davon, dass ein Fanblock wohl kaum in der Lage ist, mehr als choral auf irgendeinen Spielausgang zu reagieren – ihre Meinung zu Ede Becker haben sich die Fans, und gerade die, die in dieser Situation bis nach Wolfsburg fahren, in den letzten Monaten durchaus fachlich, fundiert und hintergründig gebildet. Herrn Koslowski sind diese Kommunikationsprozesse offenbar fremd, und das spricht eher gegen ihn als gegen die Fans.

 

Die haben sich unterdessen mit Vertretern der Mannschaft getroffen, um dieser ihre Unterstützung zu versichern:

„Im Zuge unseres Endspieles am Samstag haben wir uns heute mit einigen Spielern getroffen. Aufgrund der Kurzfristigkeit konnten leider nur ein paar Spieler den Termin wahrnehmen. Bei dem Gespräch dabei waren Eichner, Langkamp, Stindl, Federico und Unger. Ziele unseres Gespräches waren folgende:

Erstens haben wir den Spielern klargemacht, daß sie nie auf Pfiffe von der Haupttribüne oder anderen Blöcken hören dürfen. Vor allem sollen sie sich davon erst gar nicht einschüchtern lassen. Wir, die Kurve, sind der Puls des Stadions und solange wir hinter den Spielern stehen, ist es auch nicht schlimm, wenn mal ein Schuss in die Wolken geht oder ein Pass ins Leere. Wichtig ist, daß sich die Spieler was zutrauen und wir werden das honorieren.

Zweitens wollten wir der Mannschaft vor diesem so wichtigen Spiel nochmals den Rücken stärken und von ihnen wissen, ob es irgendwas gibt, was die Fans tun können, um die Jungs nochmal so richtig zu pushen, so daß die paar Prozent Selbstvertrauen und Motivation, die momentan fehlen, vielleicht durch uns in die Köpfe der Spieler zurückkommen.

Jedenfalls wollten WIR nichts unversucht lassen, um mit aller Macht gegen den drohenden Abstieg zu kämpfen.

Die Meinung der Spieler war in diesem sehr ehrlichen und durchweg positiven Gespräch einhellig:

Eine geile Stimmung wie zu dem Bremen-Spiel, bei der wir die Mannschaft schon vor dem Spiel heiß sangen, das wäre es, was die Spieler wiederum total pushen würde. Schon beim Warmlaufen hat damals jeder in der Mannschaft gewußt, daß heute nur der KSC als Sieger vom Platz gehen wird.

Und genau das werden wir auch am Samstag machen.


Hier der Aufruf an ALLE KSC-Fans:

Geht so früh wie möglich in eure Blöcke und macht vor und natürlich während dem Spiel das, wofür Gott euch bestimmt hat.

Seid KSC-Fans und singt und brüllt für eure Mannschaft. Niemand soll (und wird) behaupten können, daß es an uns gelegen hat.

Sorgt dafür, daß möglichst viele Fans diese Zeilen lesen, damit auch diese Aktion ein Erfolg wird.“ 

(aus einer Rundmail der Fanzene)

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