Donnerstag, 25. September 2008

„Also, eigentlich wollen wir die Satzungsänderung nicht!“

Im Fan-Projekt wurden die Supporters auf die Mitgliederversammlung des KSC eingestimmt – und darüber informiert, daß jede Stimme wichtig sein dürfte.

Klar – bevor es losging, war unter den am Dienstagabend ins Fan-Projekt gekommenen Supporters noch immer die Niederlage beim VfB Stuttgart das bestimmende Gesprächsthema – blaue Flecken wurden rapportiert und waren Verwunderung und Zorn über die ungewöhnliche Abseitsinterpretation vor dem 2:1 unvermindert hoch.

Anlaß der Zusammenkunft waren jedoch nicht die Ereignisse des Derby-Sonntages, sondern das traditionell trockenste Brot im Leben eines Vereins – die am kommenden Montag stattfindende Mitgliederversammlung. Nach den sportlich wie wirtschaftlich sehr erfolgreichen Aufräum- und Aufbaujahren der jüngsten Vergangenheit sollte eigentlich ein entspannter Konvent anstehen. Tja, sollte. Gäbe es da nicht einige Altlasten, die den KSC vielleicht in Turbulenzen stürzen könnten – und am Montag erwartbar zumindest in ausufernde Diskussionen münden werden.

Nie wieder ein Schmider!

Zu diesen Altlasten zählt – nach Meinung mancher Mitglieder – eine Bestimmung in der Vereinssatzung, welche die Amtszeit eines Präsidiums auf neun Jahre begrenzt. Demzufolge sind nach der Erstwahl nur zwei Wiederwahlen zulässig – und danach ist automatisch Schluß. Unter dem Schock des rasanten Niedergangs unter Ex-Präsident Roland Schmider in den letzten Jahren des alten Jahrtausends war dieser Passus als Teil einer in sich stimmigen Gesamtreform in die KSC-Satzung aufgenommen worden. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte wird er volkstümlich noch immer „Schmider-Verhinderungs-Paragraph“ genannt. Nie mehr wieder sollte ein KSC-Präsidium in die Gefahr geraten, aufgrund einer langen Amtszeit (Schmider war nahezu 26 Jahre Präsident) Züge von „Despotie“ (so ein Versammlungsteilnehmer) zu entwickeln und die von den Mitgliedern verliehene Verantwortung allzu selbstverständlich zu interpretieren. Ein kräftiges Durchlüften des Vereinsgebildes nach längstens neun Jahren schien hierzu die beste Gewähr zu bieten.

Nun ist es allerdings so, daß der KSC, nach dem fahrlässig agierenden Wolfgang Dietrich und der erfolgreichen Übergangslösung Gerhard Seiler, mit dem Triumvirat Hubert Raase, Michael Steidl und Rainer Schütterle über eine ebenso harmonische wie besonnene und erfolgreiche Führungsspitze verfügt, der mit Raase und Steidl aufgrund der Satzungsbestimmung bald zwei wichtige Protagonisten wegbrechen würden. Zudem läßt der Dritte im Bunde, Ex-Spieler Schütterle, keinen Zweifel daran, einem anders besetzten Präsidium ebenfalls nicht mehr angehören zu wollen.

Angst vor der eigenen Courage

Daher ist man gerade in der aktiven Fan-Szene, auf deren Engagement die Amtszeitbegrenzung von 2001 zurückgeht, hin- und hergerissen. Einerseits hat man nun endlich ein Präsidium, dem man vertraut und das sich erstaunlich uneitel in den Dienst der Vereinsinteressen stellt – aber andererseits ist die durch das Schmider-Drama ebenso sozialisierte wie traumatisierte KSC-Generation überzeugt davon, daß künftige Mißbräuche kaum auszuschließen sind. Treffend formulierte es der Supporters-Vorsitzende Martin Löffler: „Jede Euphorie kann mißbraucht werden!“ Also wurde am Dienstag ins Fan-Projekt eingeladen, um den Supporters die Gemengelage darzustellen und das Abstimmungsverhalten für den kommenden Montag, an dem die Wiederwahlbegrenzung u.a. ersatzlos gestrichen werden soll, auf eine solide Basis zu stellen.

Die etwa 80 erschienenen Teilnehmer (unter ihnen Vereinsrat Uli Lange und Verwaltungsrat Guiseppe Lepore) erlebten eine erfreulich konzentrierte und sachliche Veranstaltung, die darüber hinaus von einer erstaunlichen Disziplin aller Teilnehmer getragen wurde. Weder wurde polemisiert noch zwischengerufen oder sich dem Tratsch mit dem Sitznachbar hingegeben. Ein Indiz dafür, wie wichtig das Thema für die Fan- und Mitgliederszene ist. Unter Leitung von Martin Löffler, Tom Beck und besonders Dieter „Rio“ Gläser wurden die auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung stehenden Anträge vorgestellt. Neben der ersatzlosen Streichung (Antrag Götz) stehen die Anträge, eine viermalige Wiederwahl zu ermöglichen (Antrag Kadelke/ Lange) sowie – von den Supporters selbst eingebracht – in Ergänzung der zur Zeit gültigen Regelung, „in einer besonderen Situation ist eine weitere Amtszeit zulässig. Diese besondere Situation muß von der Mitgliederversammlung mit einer 2/3-Mehrheit vorher erklärt werden.“

Sehr zufrieden mit Raase & Co.

Entschieden wurde darauf verwiesen, daß man sich an den „aktuell laufenden Ränkespielen“ nicht beteiligen möchte. Diese Feststellung bezog sich auf die langsam ans Licht kommenden Meinungsverschiedenheiten im Verwaltungsrat, die dem Eigeninteresse nicht nur eines Mitgliedes dieses Kreises geschuldet sein sollen, das jetzige Präsidium bald selbst ablösen zu können – und die hierzu auf das Vehikel des „Prinzips“ und auf eine vorgebliche Solidarität mit den Grundintentionen der Fan-Basis zurückgreifen. Rasch wurde klar, daß die Supporters mit den aktuellen Amtsträgern sehr zufrieden sind und vorhandene Schwächen akzeptieren. Aus dieser Haltung heraus entstand auch der eigene Antrag, der Raase & Co. wohl signalisieren soll, daß es in dieser Frage nicht um den Ausdruck eines Mißtrauens gegen dasselbige geht, sondern um die Sache an sich – also um eine Sachentscheidung für den KSC und dessen sichere Zukunft, unabhängig konkreter Personen.

Daher gestanden die Anwesenden auch den Anträgen „Götz“ und „Kadelke/ Lange“ nicht nur ihre volle Berechtigung, sondern auch jeweils gute Gründe zu. Sehr deutlich wurde aber auch, daß die Supporters mit Bewunderung auf den „Supporters-Club“ des Hamburger SV schauen, der sich dort ein beeindruckendes Mitspracherecht erarbeitet hat. Nichts geht ohne ihn und seine Mitglieder. Es ist schmerzlich für die Karlsruher, daß dem gegenüber ihr Einfluß und Gehör mit dem zunehmenden Erfolg des KSC der letzten Jahre zuletzt mehr und mehr geschwunden war und man sich vom Verein in Anbetracht der Verdienste in Krisenzeiten oft nicht mehr gerecht wahrgenommen und behandelt fühlte. „Einerseits gab es Mißstände, aber andererseits sind die meisten Dinge auch sehr gut gelaufen“, formulierte es „Rio“ Gläser.

Wehret den Anfängen – für „50+1“

Neben dem zentralen Punkt der Wiederwahlmöglichkeit des Präsidiums wurde allerdings noch über die weiteren Satzungs-Anträge informiert. So über die Rechenschaftspflicht des Vereinsrates (bislang nur fakultativ, Antrag Kadelke), den Kölmel-Antrag (Offenlegung und Genehmigungspflicht von Manager- und Spielergehältern, Offenlegung wirtschaftlicher Verbindungen von Präsidiums- und Verwaltungsratsmitgliedern mit dem Verein), sowie schließlich in die Satzung aufzunehmen, daß selbst bei einer Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung der Verein – und damit seine Mitglieder, kein „Investor“ – die Mehrheit an der neuen Gesellschaft halten muß. Sollte der „Kölmel-Antrag“ in seiner Gesamtheit scheitern, schlossen die Supporters übrigens nicht aus, im kommenden Jahr die Frage nach den wirtschaftlichen Querverbindungen mittels Antrag neu zu stellen. Daß der erste Teil der Kölmel-Initiative den Verein handlungsunfähig machen würde, wurde hingegen offensichtlich.

Positives Fazit

Ebenso offensichtlich wurde an diesem Abend, wie sinnvoll eine solche Informationsveranstaltung sein kann. Die Gesprächsleitung hat eine sachliche und informative Orientierung im Wust der Verflechtungen und Interessen geschaffen, die bislang gefehlt hat. Daß dies so gelungen ist, beweist deren Notwendigkeit. Bemerkenswert war auch die Information, daß das Wiederwahlproblem möglicherweise noch gar nicht akut sein könnte. Denn juristisch gilt es als keineswegs ausgemacht, daß Präsident Raase, der einst vorzeitig ins Amt gekommen war, im nächsten Herbst tatsächlich nicht doch noch ein weiteres Mal antreten könnte. Selbst auf Vereinsseite herrscht hierüber Unklarheit. Dies ist bedauerlich, da mit einer verläßlichen juristischen Bewertung ein gerüttelt Maß Luft aus dem Kessel genommen werden könnte.

Es wäre ein absoluter Gewinn für Fans, Mitglieder und sogar Verantwortliche des Vereins selbst, wenn man auch künftig zur Meinungsbildung nicht nur auf die Lokalpresse und das Internet angewiesen wäre. Auf die Leute zugegangen zu sein, sie mitgenommen und sie nicht nur als willfährige Stimmengeber betrachtet zu haben – hierfür gebührt den Supporters ein herzliches Dankeschön!

Matthias Dreisigacker

Montag, 22. September 2008

VfB Stuttgart - KSC 3:1

Die dritte Niederlage des KSC in Folge. "Der Blues ist zurück in der Stadt" (Die Türen). Da sich am frühen Sonntag abend in Maastricht, dem Anschein nach traditionell, die örtliche Jugend zum exzessiven Skypen im einzigen Internetcafe des Altstadtzentrum trifft, habe ich von der ersten Halbzeit leider nur die Tore in der Wiederholung gesehen. Vertrauensvolle Berichterstatter kolportierten aber per SMS eine starke erste Hälfte unserer Mannschaft, und trotz des wie immer vollständig unnötigen Ausgleichtreffers machte sich bei mir Hoffnung auf ein Ende der Leidenszeit im Kessel breit.

Doch leider konnte der KSC meine (Fremd-)Eindrücke in der folgenden Halbzeit in keinster Weise bestätigen. Mutlos, kraftlos und ideenlos präsentierte sich das Team von Ede Becker, der zudem sehr geduldig die zaghaften Versuche so etwas wie Konterfußball aufzuziehen beobachtete. So spät wie wirkungslos versuchte er der Offensive mit Timm und Stindl neuen Schwung zu verleihen, jedoch mache ich mir nicht die Mühe in der Statistik nach deren Ballkontakten zu suchen.

Individuelle wie systematische Fehler ließen den VfB nie ernstaft unter Druck geraten. Individuell, weil nach der Balleroberung einfach immer die gleiche falsche Entscheidung durch die ballführenden Spieler getroffen wurde. Anstatt schnell und direkt zu spielen laufen sie, das Leder am Fuß, einfach in die Gegner hinein. Nationalspieler wie Khedira, Hitzelsperger und Boularouz sind so kaum zu bezwingen, ohne Probleme können sie Passwege rechtzeitig zustellen und im direkten Zweikampf den Ball zurückgewinnen. Ich habe mindestens 3 Situationen gesehen, die ein gefährliches Konterspiel ermöglicht hätten, aber bereits kläglich weit vor dem Strafraum durch die Stuttgarter Defensive entschärft wurden.

Systematisch, weil wie in den letzten Spielen, im Aufbau und in der Verteidigung das Nachrücken und Verschieben der einzelnen Mannschaftsteile nicht funktioniert, deren Abstände sind zu groß und die Zuspiele oft unpräzise. Selten hatten wir Überzahl am, noch weniger gegen den Ball, was im direkten Zusammenhang mit der Laufbereitschaft und Verständnis der Laufwege steht. Aber auch der letzte Wille, dieses Spiel unbedingt zu gewinnen war für mich in der Körpersprache nicht ablesbar. Es liegt verdammt viel Arbeit vor dem KSC.

Samstag, 20. September 2008

Vor dem "Derby"

beschränke ich mich auf das Sportliche. Standards, Standards und nochmal Standards. Auf dieses Mittel scheint Ede Becker morgen gegen den VfB zu setzen. Immer wieder traten Massimilian Porcello und Antonio da Silva die Bälle in den Strafraum, immer wieder korrigierte Ede Becker lautstark das Verhalten der Offensivkräfte in diesem. Interessante Varianten ließ er die Spieler einstudieren, hoch und flach, direkt und indirekt, und einige davon funktionierten durchaus sehr gut. Jetzt muss die Mannschaft diese Situationen auch herausfordern.

Überhaupt scheint mir die Stimmung in der Mannschaft sehr gut zu sein: es wurde heute hart gearbeitet, dabei aber immer auch gelacht, im Trainingsspiel wurde extrem viel miteinander gesprochen, jeder hilft jedem. Joshua Kennedy ist fit, auch Bradley Carnell konnte voll mittrainieren, allerdings wird er morgen seinen Platz auf der linken Seite für Alexander Iashvili räumen müssen. Für die Doppelsechs wählt Becker die "offensivere" Variante, mit Porcello und Mutzel, auf Rechts Freis, vorne Kennedy.

Montag, 15. September 2008

Nachholtermin.

Nachholspiel terminiert. Auf diese simple Meldung reduziert die DFL auf ihrer hauseigenen Bundesligajubelseite ihr komplettes Versagen bei der Ansetzung des vergangenen Bundesligaspieltag. Am Mittwoch, den 22. Oktober um 18.30 Uhr wird nun das Spiel des KSC bei der Eintracht angepfiffen, ein Termin, der es nicht nur KSC-Fans schwer machen dürfte, das Spiel im Stadion zu verfolgen.  

Verantwortlich für diese Wettbewerbsverzerrung fühlt sich die DFL offenbar nicht. Geschweige denn in der Pflicht einer Entschuldigung bei betroffenen Fans. "Wir können unseren Spielplan nicht nach Drittveranstaltungen ausrichten." zitiert die FRANKFURTER RUNDSCHAU den DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus. Genau darüber sollte er sich aber schleunigst Gedanken machen, denn die Hochglanz-Arenen, die die DFL anstrebt, rechnen sich mit Sicherheit nicht allein durch Bundesligafußball. Was die DFL vom Ausfall des Spiels hat, ist mir vollkommen schleierhaft, deshalb meine Vermutung: dilletantische Arbeit wird jetzt mit Arroganz überspielt, auf dass bald Gras über die Sache wachsen möge.

Die Vereine machen mit, man hält sich bedeckt. Heribert Bruchhagen ist, wie bekannt, "not amused", Ede Becker empfindet den Vorgang als eine "Sauerei" und Rolf Dohmen fordert gestern in der SWR-Sendung SPORT IM DRITTEN die unnötig entstandenen Kosten erstattet zu bekommen. Mal sehen, ob er sich damit durchsetzen kann. Aber Aufklärung seitens der DFL, warum man offenen Auges dieses Spiel in die Absage "terminiert" hat und wie sie ähnliche Fälle in Zukunft zu vermeiden gedenkt, wird nicht gefordert. Das ist für mich die eigentliche Sauerei.

P.S.: Ich war am Samstag bei den Amateuren. Die Verantstaltung war nicht ganz so trist, wie sie das neue Titelbild resp. das Ergebnis vermuten lässt, aber fast. Ausgesprochen sangesstark und engagiert die "zahlreich (ca. 30) mitgereisten Fans aus Aschaffenburg", geradezu grotesk das Pech und Unvermögen unserer Mannschaft vor dem Tor sowie die Fehler im Spielaufbau. Stefan Buck konnte sich leider nicht als "Alternative in der Innenverteidigung" (KICKER) anbieten, denn er spielte - nicht gerade überragend - auf der defensiven Mittelfeldposition. Ich habe ihn etwas verkrampft gesehen, halte ihn aber weiter für einen guten Fußballer. 

Samstag, 13. September 2008

Achtung! Überraschung.

Die Überraschung von Heribert Bruchhagen bzw. der Betreiber der Commerzbankarena über die Spielabsage von gestern wird immer unglaubwürdiger. Bereits am 5. September berichtete die FAZ in ihrer Onlineausgabe über die bevorstehenden Terminprobleme der Veranstalter. Folgt man dem Artikel, entsteht zudem der Eindruck grober Fahrlässigkeit seitens der Deutschen-Fußball-Liga. "Alle Wünsche, die die Commerzbank-Arena vor der Saison gegenüber der DFL vor der Saison geäußert hatte, wurde scheinbar konsequent nicht berücksichtigt" ist dort zu lesen. Aber nicht nur das "Madonna-Problem" wurde von den Ligaverantwortlichen ignoriert. Auf den am Samstag in zwei Wochen in Frankfurt stattfindenden "German-Bowl" wird tags darauf ein Heimspiel der Eintracht statt Freitags eines des FSV ausgerichtet. Sollte das tatsächlich so abgelaufen sein, steht die Liga natürlich sehr bescheiden da.

Auf der einen Seite will man das Spiel in immer moderneren Arenen ausrichten, deren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen an externe Gesellschaften ausgelagert wird, auf der anderen Seite ignoriert man aber die damit verbundenen Termin- und Organisiationsprobleme der Mehrfachnutzung durch andere Veranstalter. Hilf- und sinnlos erscheinen auch die Versuche, den Rasen kurzfristig noch in Teilen auszutauschen bzw. zu reaparieren. 

Ede Becker hat mehr wie Recht, wenn er angesäuert reagiert. Total unnötig die Anreise des KSC, total unnötig die Ausgaben vieler KSC-Fans, die sich morgens schon ins Auto bzw. den Zug nach Frankfurt gesetzt haben. Die Ausrichtung des Spiels war bereits am Donnerstag morgen eindeutig unrealistisch, Martin Gropp schreibt heute im TAGESSPIEGEL süffisant: "ein bisschen scheint es so, als wüsste Funkel schon länger über den Zustand des Rasens bescheid". Nicht nur Funkel, die User des BLOG-G diskutieren bereits seit Donnerstag morgen die Ereignisse, "Abgesagt - wie prohezeit" der schlichte Titel gestern Mittag. 

Freitag, 12. September 2008

Madonna, live in Frankfurt.

Normalerweise lese ich ja regelmäßig den hervorragenden Blog-G, in dem Mitarbeiter der Frankfurter Rundschau ihre Notizen zur Frankfurter Eintracht festhalten. Aus mir bis jetzt unerfindlichen Gründen habe ich diese Woche, ausgerechnet vor dem Spiel eben dort, auf diese Lektüre verzichtet. Seit Mittwoch abend wird dort aber das Protokoll des - in der Rückschau- vorhersehbaren und keineswegs überraschenden Spielabbruchs geschrieben. Ich empfele Ihnen dringend die Plane Lektüre der letzten beiden Tage inklusive sämtlicher Bilddokumente und Kommentare.

Vor diesem Hintergrund erscheint allein die Aussage der Stadionbetreiber von heute morgen, das Spiel werde auf jeden Fall stattfinden als, naja, recht naiv
: "Beim Anblick dieses durch tiefe Rillen zerfurchte ehemalige Spielfeld kamen nicht nur mir Zweifel, ob ein Spiel auf solchem Geläuf überhaupt angepfiffen werden wird. Nach dem Klick ein paar Bilder vom Training, von Heribert Bruchhagen, der Friedhelm Funkel etwas mitteilte, was nach eigener Aussage “den Rasen” als Thema hatte, aber “offiziell sage ich nichts, ich bin kein Fachmann”. Lässt auch nichts Gutes erahnen. Net nett, oder? Keine Ahnung, wie daraus ein Spielfeld werden soll in 48 Stunden." schildert Blogger Stefan seine Eindrücke vom Mittwochstraining der Eintracht. Und wer die Kommentareinträge der Leser bis heute Mittag verfolgt, der wird Zeuge der Begehung durch die Platzkommission inklusive der endgültigen Absage. Ein sensationelles Dokument der Ereignisse!!

Die Frankfurter Verantwortlichen geben sich, selbstredend, überrascht. Die FAZ zitiert heute Abend Heribert Bruchhagen: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass ein Konzert solche Auswirkungen haben kann." Seltsam, dabei sollte sich doch gerade der Vorstandchef der Eintracht aufs Rechnen verstehen.

Die vieldiskutierte Frage heute: 3 Punkte für den KSC oder Neuansetzung? Ich neige dazu, klar die Eintracht und eben nicht "Höhere Gewalt" in der Verantwortung für den Abbruch zu sehen, also gefühlter Sieg am Grünen Tisch. Und rechne aber mit der Neuansetzung, die Geschichten der Rücksichtnahmen des DFB auf die Probleme der "Diva vom Main" sind Legion.

Montag, 8. September 2008

Dummheit macht keinen Urlaub.

Da ich die letzte Woche meinen Urlaub im wunderschönen Hamburg verbracht habe, dafür diese Woche Einiges nachzuarbeiten hatte, jedoch die allgemein grassierende Dummheit ebensowenig Rücksicht darauf nimmt wie ich auf sie, hier etwas verspätet ein paar launische und durchaus tendenziöse Anmerkungen zu der Testspielposse 1. FC Kaiserslautern - KSC: 

Zunächst kurz zum Sportlichen, das Spiel konnte letztendlich ja doch angepfiffen werden. "Durch Unachtsamkeiten in der Nachspielzeit musste Beckers Team am Ende noch zwei Gegentreffer (...) hinnehmen." meldete ksc.de im Spielbericht. Dazu fällt mir leider nur ein, dass mir dazu nichts einfällt. Ansonsten freue ich mich über den wohl starken Auftritt von Lars Stindl, seine Zeit rückt also immer näher. Vielleicht schon morgen in Frankfurt.

Nun aber zum unwürdigen Theater um die Ansetzung im beschaulichen Weingarten. Das Meiste wurde wohl schon diskutiert, ich habe das Ganze aus dem bekannten Grund nicht umfassend verfolgt. Angeblich hatten sich Hooligans beider Seiten über das Internet verbindlich zum Krawall verabredet (oder eventuell nur eine Seite zum "Krawall" aufgerufen? Mansche Meldung konnte man auch so verstehen...), deshalb könnte das Spiel leider nicht stattfinden. Soweit so schlecht, so grundfalsch: nirgends, aber auch nirgends konnte ich in der Berichterstattung irgendeinen Link auf den Ursprung des "verbindlich verabredeten Krawall" finden. Sollte dies in irgendeinem "geschlossenem Forum" passiert sein, fehlt auch hier jeglicher Hin- oder Beweis dafür. 

Das Internet ist längst nicht mehr anonym. Theoretisch wäre es möglich, die Urheber von vermeintlichen Verabredungen im Internet über ihre IP-Adressen ausfindig und somit unschädlich zu machen. Diese Möglichkeit scheint keinem der beteiligten Vereinsvertreter in den Sinn zu kommen, geschweige denn den berichtenden Journalisten der kritischen Nachfrage wert sein. Was ich für die größte Sauerei an der ganzen Sache halte. 

Hooligans, vor allem die seit Jahrzehnten rivalisierender Vereine, verabreden sich nicht über das Internet. Sie kennen sich in der Regel ganz gut persönlich und greifen lieber zum Telefon um den Treffpunkt einer Schlägerei oder was auch immer auszumachen. Und sollte nun so ein Treffen tatsächlich anstehen, würden sie sich bestimmt nicht vorab Karten kaufen, um sich auf einem Parkplatz, Marktplatz oder vor einer Kneipe zu prügeln. Sie bräuchten gar kein öffentliches Spiel für ihren "Sport", das könnten auch "Szenekundige Beamte", Staatsanwälte und Journalisten wisse. So es sie denn überhaupt interessiert. 

Tut es aber wohl nicht, den mir bekannten frühen Höhepunkt des sinnfreien Getöse liefert Oliver Sperk in seinem Kommentar für die RHEINPFALZ vom 04. September ´08:

"Kein Herz für Fussball" von Oliver Sperk

Schlimm, dass wir so weit sind. Das Freundschaftsspiel zwischen dem FCK und dem KSC kann nicht wie geplant am Freitag in Weingarten stattfinden. Die Sicherheit geht vor, das muss so sein. Die Verlierer sind alle Fußball-Fans und der Sport als Teil der Gesellschaft.

Es schien perfekt zu passen. Zwei benachbarte Profi-Fußball-Teams treffen sich in der spielfreien Woche in einem nahe gelegenen 1500-Einwohner-Ort mit einem kleinen Stadion zu einer Übungspartie. Die Trainer, Ede Becker vom Karlsruher SC und Milan Sasic vom 1. FC Kaiserslautern, können taktische Varianten ausprobieren und Spieler Praxis sammeln lassen. Nebenbei bekommen viele Fans, vor allem Kinder und Jugendliche aus der Region, die Chance, ihre Lieblinge hautnah zu erleben. Eine runde Sache. Denkste! Das Spiel FCK gegen KSC im pfälzischen Weingarten wird es nun nicht geben.

Weil Kriminelle - anders kann man sie leider nicht nennen - angekündigt haben, am Rande der Partie ihr eigenes „Hooligan-Derby" zu veranstalten. Abartig und abstoßend. Mittendrin wären dann vielleicht kleine Kinder gewesen, die sich so auf diesen Tag und ein paar Autogramme der Fußballer gefreut hatten. Einfach nur abscheulich.

Bitter ist die Absage auch für den neu gegründeten SV Weingarten 2007, der als Veranstalter auf 6000 Zuschauer gehofft hatte. Die Einnahmen aus Essens- und Getränkeverkauf und Platzmiete hätten ihm gutgetan. Es gibt nur Verlierer. Der Schulterschluss gegen die Spielverderber muss wirksamer werden!

Die Fehler stecken hier nicht im Detail sondern schreien aus jedem Absatz heraus. Würde die Sicherheit vorgehen, hätten die Organisatoren von vornherein dieses Spiel in einem Stadion angesetzt, das den Auflagen der DFL für die Ausrichtung von professionellen Fußballbegegnungen entspricht. Geht es ihm um das Wohl der Trainer, das der Spieler oder um den SV Weingarten 07? Der hätte sich und seinen Kindern eine größere Freude mit einem Vorbereitungsspiel des KSC gegen eine Bezirksauswahl gemacht, statt mit der Ausrichtung eines Spiels zweier Südwestrivalen. Und wer die "Spielverderber" denn waren kann Herr Sperk auch nicht aufklären, scheint sich aber ihrer Existenz absolut sicher zu sein. 

Mittwoch, 3. September 2008

Heldenbilder No. 2, Augst 2008

Rückblick. Der Start des KSC in die neue Saison kann getrost als durwachsen bewertet werden. Nach überzeugenden Siegen im Pokal gegen die SpVgg Ansbach und in der Bundesliga gegen Bochum folgten eine unnötige Niederlage gegen den HSV sowie eine schwache Leistung gegen Köln. Matthias Dreisigacker, Herausgeber des Magazin "Auf, Ihr Helden!", dessen aktuelle Ausgabe über die Aufstiegsaison 1983/84 gerade erschienen ist, hat fleißig fotografiert. Ein paar der schönsten Aufnahmen stellt er jeden Monat diesem Blog zur Verfügung. Sehen Sie hier Bilder vom Pokalspiel des ASV Durlach sowie der ersten beiden Bundesligapartien des KSC.

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Montag, 1. September 2008

KSC - 1. FC Köln 0:2

Ein bekanntes Sprichwort überliefert den guten Rat, man solle „den Tag nicht vor dem Abend loben“. Entsprechend könnte man dem Fußballfan nahe legen, ein Spiel nicht vor Ende des Spieltags zu bewerten. Nach der Niederlage gegen fußballerisch limitierte, aber mit einem Herrn Novakovic in ihren Reihen ausgestattete Kölner, behauptet sich der KSC in der Tabelle weiter vor den meisten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, der FC und Borussia Mönchengladbach liegen praktisch gleichauf.

Nach dem Schock um den Kollaps von Ümit Özat, der in dramatischen Minuten auf dem Platz reanimiert wurde und wieder auf dem Weg der Besserung ist, bleibt die Analyse des Sportlichen wie so oft im Leben eine Sache der Perspektive: Systemfrage oder Formkrise? Sollte gegen defensiv eingestellte Gegner auf 4-4-2 umgestellt werden? Ist der KSC zu leicht ausrechenbar? Benötigt Joshua Kennedy mehr Unterstützung im Sturmzentrum? Und was war mit Christian Eichner los?

Die erste Mannschaft konnte „entscheidende Dinge“ nicht besser machen, wie von Ede Becker vor der Partie gefordert, sie machte diese eher noch schlechter als gegen den HSV. Die Vorgabe des Trainers „mehr Eckbälle und Freistöße in der Nähe des gegnerischen Tores“ herauszuholen, wurde nicht umgesetzt. Der Wechsel von Mutzel für Staffeldt brachte nicht die gewünschte Verbesserung des Spielaufbaus, ganz offensichtlich fehlt ihm noch die notwendige Wettkampfpraxis nach der Verletzungspause. Bradley Carnell ist fleißig, kann aber über die linke Seite keine Akzente setzen, die hohe Schrittfrequenz von Alexander Iashvili mit schnellen Richtungswechseln geht ihm leider ab. Diese wären aber die wirkungsvolleren Waffen gegen in erster Linie Raumverengung betreibende Gegner.

Insgesamt stand die Mannschaft gegen den Ball zu tief, Kennedy und da Silva störten den gegnerischen Spielaufbau erst kurz vor der eigenen Hälfte - unter Druck gesetzt sah sich niemand in der Kölner Abwehr. In Ballbesitz gelangt, rückten die einzelnen Mannschaftsteile nicht geschlossen nach, die Abstände zwischen ihnen wurden zu groß, die Passwege zu weit, viele - unnötig lange - Bälle landeten beim Kontrahenten. Überhaupt leistete sich jeder Spieler viel zu viele Fehler. Unabhängig von der Grundformation des 4-4-2 oder 4-2-3-1 sind diese korrekten Abstände aber zwingende Vorraussetzungen für den Erfolg eines Systems. Insofern stellt sich für mich die Systemfrage nicht, eher gilt es an einer überzeugenden Umsetzung zu arbeiten. 

Der KSC hat gegen Bochum und Hamburg gezeigt, dass er Fußballspielen kann. Gegen die Eintracht und den VfB Stuttgart sollten die Spieler demonstrieren, dass sie unbedingt gewinnen wollen.