Sonntag, 16. November 2008

Energie Cottbus - KSC 1:0

"Mit fast derselben Mannschaft sind wir letztes Jahr Elfter geworden. (...) Vielleicht kann die Mannschaft im Moment nicht mehr." Vielleicht. Die erschreckend naiven Aussagen von Rolf Dohmen nach dem Spiel gegen Cottbus macht die Misere bim KSC deutlich: die Verantwortlichen haben das Gefühl, doch alles richtig zu machen, weil letztes Jahr hat man es doch auch so gemacht und es hat funktioniert. Und sie haben sich ganz offensichtlich keinen Plan B zurechtgelegt, falls es eben anders läuft. Kapllani habe er "(...) vielleicht zu spät gebracht" räumt Ede Becker heute in der BNN ein. Vielleicht, möchte man ihm angesichts des Ergebnis zustimmen. 

"Ich stelle ja die Mannschaft auf" - immerhin, seinen Verantwortungsbereich kennt der Cheftrainer noch. Beim Tabellenletzten Cottbus begann die gleiche Mannschaft, die nach 24 Minuten gegen Bayer Leverkusen durch katastrophale individuelle Fehler 0:3 zurücklag, und es war allein der grotesken Abschlussschwäche der Lausitzer zu verdanken, dass der KSC zur Halbzeit nicht schon mit 2:0 in Rückstand geriet. Er habe sich in der Halbzeit "mehr Zug, mehr Power, mehr Druck auf das Gegnerische Tor gewünscht" bekannte Becker. Warum er all das nicht durch eine offensivere Ausrichtung gegen den bereits am Boden liegenden Tabellenletzten, der bis jetzt erst 7 Tore geschossen hat, von der ersten Sekunde an erzwungen hat ist mir ein Rätsel, "vielleicht" weiß es der Trainer selber nicht. Bei der Aufstellung war sein Wunsch leider nicht Vater des Gedanken.

Christian Eichner bezeichnete am Samstag das Spiel als "Spiegelbild der vergangen Wochen", er irrt sich jedoch gewaltig im Zeitfenster. Die Leistungsbilanz des gesamten Jahr 2008 ist verheerend, nach der 9. Niederlage in dieser Saison nimmt der KSC volle Fahrt auf Richtung 2. Bundesliga, realistisch gerechnet benötigen wir noch 9 Punkte bis zur Winterpause. Gegen Dortmund, Hannover, Bremen und Berlin? Mit welchen Mitteln? Der in den letzten Wochen immer wieder vorgestellte Hauptgedanke der Verantwortlichen, es müsse nur "der Knoten platzen" (bei wem eigentlich?), dann kehre das Selbstbewusstsein und somit der Erfolg zurück in den Wildpark ist bei Betrachtung dieses Jahres nichts wert. Denn es gab immer wieder diese Spiele, Nürnberg, Leverkusen, Bremen, Wolfsburg, Bochum, Wolfsburg  und Bielefeld - kein einziges konnte aber dieser Mannschaft die Sicherheit, das Selbstbewustsein oder die Form geben, die sie zum Klassenerhalt in der 1. Bundesliga benötigt.

Alternativen zum Prinzip Hoffnung konnte Becker bisher nicht bieten, weder personell, weder taktisch, noch in der Vorbereitung auf die Spiele. Ein leistungsfördender Konkurrenzkampf findet im überschaubaren Kader offenbar nicht statt, anders ist das sture Festhalten am Ein-Mann-Sturm Joshua Kennedy, am in der Bundesliga offensichtlich überforderten Martin Stoll, am farblosen Bradley Carnell nicht zu erklären. Warum erlaubt sich der Trainer den Luxus, Spieler wie Stefan Buck nicht zu berücksichtigen? Warum lobt er unter der Woche Edmond Kapllani und bringt ihn dann wieder nur 10 Minuten vor Schluß? Wie und warum ist das Leistungsvermögen von Timo Staffeldt? Wer aus der U23 Manschaft hätte Perspektiven bei den Profis? Was ist, angsichts der Probleme in der Defensive, mit Florian Krebs? Wieso trainieren die Bundesligaprofis in einem Umfang, den ambitionierte Freizeitsportler neben einem Vollzeitberuf absolvieren? Und warum um alles in der Welt hält er trotz der bekannten Ergebnisse und mangelnden offensiven Durschlagskraft am 4-2-3-1-System fest?

Beim KSC sollte man sich schleunigst Antworten auf diese und weitere Fragen überlegen. Viel zu viel Zeit wurde bereits verschwendet. Sollte die Mannschaft am Freitag nicht gewinnen, dürfte das Ziel Klassenerhalt kaum noch zu erreichen und für die Verpflichtung "minium" (Becker) eines torgefährlichen Spielers es bereits zu spät sein. 

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