Samstag, 6. Juni 2009

Wie andere Leute Bierdeckel

Maik Franz verlässt den KSC. Eine Personalie, die den nicht wenigen Romantikern unter den KSC-Fans Schmerzen bereitet, und von der vor allem diejenigen reden und schreiben, denen die die Zukunft des Vereins bestimmenden Entwicklungen der letzten Monate und Herausforderungen der kommenden Wochen keine kritische Berichterstattung, sondern eher wohlwollende Begleitung wert waren und wohl auch sein werden. Harald Linder, der enge Vertraute der Vereinsspitze, widmet diesem Thema am Freitag seinen Sportkommentar im KURIER, freilich ohne auf die kritischen Töne des Ex-Kapitäns zur Entwicklung des KSC hinzuweisen, der sich, so Franz auf seiner Homepage, in den vergangenen drei Jahren nicht weiterentwickelt habe.

 

War zunächst monatelang die Verletzung des Kapitäns einer der stereotypen Verweise, mit denen Niederlagen und Mißerfolg zwar nicht direkt erklärt, so doch gerne entschuldigt wurden, sollte später die Aussicht auf rechtzeitige Genesung des „Eisernen“ die Hoffnung im Wildpark auf den Klassenerhalt nähren. „(...) Ich glaube schon, dass uns seine Verletzung so viele Punkte gekostet hat, dass – hätten wir sie geholt – es gereicht hätte, um in der Liga zu bleiben“ orakelte Ede Becker wie immer unwidersprochen letzte Woche im Gespräch mit dem Badischen Tagblatt. So (ver)blendet der Glanz von „Iron Maik“, zu dessen Strahlkraft übrigens auch die kritischeren Teile unter den KSC-Fans gerne beigetragen haben, noch nach seinem Wechsel die Sicht auf die Dinge, die sich dieser Tage rund um den Wildpark zutragen.

 

Diese scheinen nicht alle ihren gewohnten sozialistischen Gang zu gehen, so sehr sich Präsident Raase, Manager Dohmen oder Trainer Becker auch bemühen, genau dies zu suggerieren. Zur Erinnerung: letzte Woche äußerte sich Raase im KURIER zu den im Vereinsumfeld kursierenden Vorwürfen und Gerüchten, Sponsoren wie die Firma S&G seien verprellt und Darlehen von Förderern aus dem KSC-Freundeskreis seien zurückgezogen worden, erstaunlich dreist: „Die Firma S&G hat viele Werbeverträge gekündigt, darunter auch den Vertrag mit uns. (...) denn auch die S&G muss der gegenwärtigen Situation Rechnung tragen“. Raase weiter: „Unsere Darlehensgeber sind Kaufleute. Wenn man ein solches Darlehen zu diesen Konditionen, die sicher sehr gut sind, kündigt, hat man normalerweise bessere Anlagemöglichkeiten oder braucht dieses Geld.“ Der KSC-Präsident scheut sich also nicht, den Rückzug von Unterstützern des Vereins lapidar mit der „gegenwärtigen Situation“ zu erklären und somit langjährigen Partnern indirekt wirtschaftliche Probleme zu unterstellen.

 

Dabei ist es, und dazu muss man nicht besonders weit in das Umfeld der Funktionsträger, Geschäfts- und Werbepartner des KSC hineinhören, ein offenes Geheimnis, dass Rolf Dohmen sehr wohl mit seinem Maserati endgültig für jene Verärgerung bei der Firma S&G sorgte, die zur Kündigung des Werbevertrages führte. Auch der Rückzug von Darlehen aus dem KSC-Freundeskreis liegt demnach weniger an wirtschaftlichen Problemen der Akteure, als an grundlegender Kritik der Arbeitsweise und den Strukturen auf der Geschäftsstelle, deren Leiter Rolf Dohmen nun einmal ist. Wie andere Leute Bierdeckel, so haben die KSC-Verantwortlichen in der Vergangenheit zahlreiche Konflikte mit Leuten und Institutionen gesammelt, die dem Verein eigentlich wohlgesonnen sind. Ob diese in den nächsten Tagen und Wochen tatsächlich zu Konsequenzen in der personellen Besetzung der Vereinsspitze führen wird, bleibt eine spannende Frage.