Sonntag, 23. November 2008

KSC - Borussia Dortmund 0:1

Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben dann aus unerklärlichen Gründen den Faden verloren. Die Mannschaft hat es dann in der zweiten Halbzeit nicht geschafft, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen.“ Ede Becker machte es sich am Freitag abend wieder recht einfach. Verantwortung für den ängstlichen Auftritt der von ihm auf das Spiel vorbereiteten Mannschaft wollte er nicht übernehmen.

Stattdessen gab er in der 81. Spielminute „seinen“ Spielmacher Antonio da Silva als Bauernopfer dem Zorn der Zuschauer preis, und lenkte somit von der Wirkungslosigkeit seiner unter der Woche getätigten Maßnahmen gegen die sportliche Krise seines Teams ab. Dass er da Silva nach dem Spiel genau gegen diese Anfeindungen in Schutz nahm, zeichnet den Trainer entweder als besonders berechnend oder als besonders naiv aus. Die Statistik weist den Brasilianer nach dem Spiel jedenfalls als den KSC-Spieler aus, der die meisten Zweikämpfe geführt und die meisten Fouls am Gegner begangen hat. Helfen wird ihm diese Bilanz nicht, zu kulturalistisch geprägt ist der Blick auf die Nummer 25, sieht man doch in ihm, was man sehen will: den VfBler, den verweichlichten Südländer, zuletzt den faulen Schönspieler, der zudem noch den Großverdiener im Kader darstellt. Dass er von Ordnern geschützt das Wildparkgelände verlassen mußte ist ein Schande. 

Hier müssen auf schnellstem Weg die aktiven Fans ein Zeichen setzten und sich klar zu da Silva bekennen. Es kann nicht sein, dass einer unserer Spieler für Teile des Publikums als Sündenbock herhalten muss!

So kurzsichtig, vorurteilsbeladen und schematisch die Pfiffe vieler „Fans“ gegen da Silva, so fatalistisch und wieder einmal unvorbereitet die Äußerungen von Rolf Dohmen nach dem Spiel. Anstatt konkrete, überlegte Maßnahmen gegen den drohenden Abstieg anzukündigen, blieb substantiell allein die Aussage, mit Ede Becker auch in eine eventuelle Zweitligasaison 09/10 zu gehen. Es schien, als konnte sich der Manager nicht vorstellen, dieses Spiel zu verlieren. Was für ein Signal an die verunsicherte Mannschaft! Statt klare Ziele zu formulieren, fügt man sich auf der Führungsebene nach 15 Spieltagen in sein vermeintliches Schicksal!

Das von Becker angekündigte aggressive Auftreten war nach spätestens 10 Minuten Geschichte. Wie so oft in den letzten Wochen zog sich die Mannschaft ohne Not in die eigene Hälfte zurück, wartete auf Aktionen des Gegners und bekam folgerichtig den frühen Gegentreffer. Wieder einmal patzte Markus Miller, nachdem Interimskapitän Eichner bereits Tamas Hajnal freies Geleit bei der Vorbereitung gegeben hatte. Die Verunsicherung der Akteure war daraufhin bis hoch in den C-Block fast körperlich zu spüren, die erste Hälfte bereits gelaufen. Mit der dann doch etwas überraschenden Einwechslung des mutigen Lars Stindl bekam das KSC-Spiel zwar neuen Schwung, aber trotz des fortwährenden Rückstands konnte sich der Trainer bis zum Schlusspfiff nicht dazu durchringen, die Doppelsechs aufzulösen.

Erneut zeigte sich die Schwäche des von Becker immer und immer wieder aufgebotenen 4-2-3-1-System: in der Vorwärtsbewegung sind einfach zuwenig Karlsruher vor dem Ball, der Rest rückt nicht schnell genug nach. So ergeben sich kaum Anspielstationen für da Silva, und die einzige Spitze, egal ob Kennedy oder Kapllani, muß sich meist gegen zwei direkte Gegenspieler behaupten. Die Bälle in den Raum des Gegners sind so für unsere Spieler nur sehr schwer zu kontrollieren bzw. zu verwerten. Und genau hier muss etwas passieren, will man das Ruder noch einmal herumreißen: ein zweiter Stürmer muß auf den Platz, um Löcher in die Defensive des Gegners zu reißen, um Anspielstationen zu schaffen. Und, falls Maik Franz weiter fehlen sollte, endlich eine Alternative zu Stoll in der Innenverteidigung, denn der ist überfordert. Warum spielt Stefan Buck immer noch keine Rolle bei Ede Becker?

Es müssen jetzt sehr kurzfristig sportliche Erfolge her, sonst kann sich der Verein die gewünschten Verstärkungen in der Winterpause getrost sparen. Mindestens 6 Punkte aus den kommenden 3 Spielen werden notwendig sein, um nicht aussichtslos in die Rückrunde zu starten. Ein Sieg im nächsten Auswärtsspiel gegen das stark ersatzgeschwächte Team von Hannover 96 ist nicht nur rechnerisch Pflicht, sondern wäre auch eine realistisches Ziel, klare Perspektive und Motivation für die kommende Arbeitswoche. Die „leidige Systemdiskussion“, für die Becker durch seine fehlende Flexibilität selbst verantwortlich ist, kann nur er selbst beenden. Indem er handelt. Sonst dürfte schon bald eine Trainerdiskussion ins Haus stehen.

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