Montag, 10. August 2009

KSC - Alemannia Aachen 1:1

Die erste Misstimmung kam im Wildpark bereits vor dem Anpfiff auf, ungewohnt lange mussten die umsitzenden Zuschauer auf ihr Bier anstehen, überforderte Arbeitskräfte an den Zapfstationen verweigerten den durstigen Seelen sogar das gewünschte Colabier – „Des isch mir jetzed zu schtressich!“. Zugegeben, ungewohnt heiß gab sich der erste Spieltag der Zweiten Liga, dennoch möchte man lieber nicht wissen, wieviele Euro statt im Wildpark in den Taschen der Anhänger blieben. Aber wer weiß schon, für was das gut war.

Denn recht bald nach Anpfiff benötigte das Publikum seine geschärften Sinne, um sich nicht in der vergangen Saison zu wähnen. Gerade mal zwei der insgesamt acht Neuzugänge (darunter mehrere Wunschspieler der Sportlichen Leitung und Kräfte, um deren Verpflichtung wochenlang gerungen wurde) durften von Beginn an aufs Feld, und Schäfer auf links sowie Tarvarjärvi allein in der Spitze taten alles daran, sich schnell in das aus dem letzten Bundesligajahr gewohnte Bild auf dem Rasen zu fügen. Fehlen Tarvajärvi eigentlich nur noch die langen Haare, um dem legendär glücklosen Australier nicht nur in Motorik sondern auch in der Physis vollends zu gleichen, sind es bei Schäfer leider die aus Mut zum Zweikampf bei Ballbesitz hervorgegangen offensiven Akzente, die Christian Eichner - trotz aller Unzulänglichkeiten dabei - auszeichneten.

So lief das Spiel, in der Anfangsphase vom Engagement Alexander Iashvilis getragen, zunächst wie gewohnt mit guten Ansätzen, verflachte aber bald auf Seiten des KSC durch die strukturelle Beschränkung auf die Defensive. Die von Becker später kritisierten ungenauen Zuspiele resultierten immer wieder aus einem Mangel an Anspieloptionen und Laufarbeit in der gegnerischen Hälfte, letztendlich an zuwenig Personal vor dem Ball. So hatten es die Aachener keine größere Mühe ihr Spiel zu machen, nämlich geduldig auf einen Fehler der Gastgeber zu warten.

Und es war erneut ein Rückstand, der Becker zum Handeln zwang, ein Umstand übrigens, der seiner Wahrnehmung als aktiver Lenker der Karlsruher Geschicke nicht gerade förderlich ist. Bereits zum Ende der ersten Halbzeit deutete Christian Timm sein bekanntes Phlegma mehr als deutlich an, auf seiner Position bestand in der Pause längst Handlungs- und somit Wechselbedarf. Die Schlussviertelstunde zeigte dann deutlich: in diesem Spiel wäre mehr dringewesen.

Aber nicht nur im Personal, seiner räumlichen Ordnung und der Dramaturgie der Spiels waren Paralellen zur vergangenen, erfolglosen Runde auszumachen, auch die Äußerungen von Ede Becker im Vorfeld des Spiels gemahnten an überwunden erhoffte Tage. Den Gegner stark reden („Diese Alemannia kann aufsteigen“), die eigene Initiative schwächen („Wir dürfen uns nicht auskontern lassen“) und Kritik an der eigenen Arbeit diskreditieren („Kritik ist legitim. Aber es darf nicht ins Extreme abdriften. Das ist wohl auch der Zahn der Zeit“) waren schon im Abstiegsjahr die immer wiederkehrenden Inhalte der Verlautbarungen des Cheftrainers.

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