Dienstag, 26. August 2008

Der Milliardär hat´s schwer ...

Eins vorneweg: Ich bin ein absoluter Gegner irgendwelcher Verschwörungstheorien. Ich glaube an keine, und bin der festen Überzeugung, dass ihr einziger Gebrauchswert darin besteht, die psychischen und intellektuellen Notlagen ihrer Erfinder zu demonstrieren. Allerdings halte ich es für notwendig, auf die Zusammenhänge spezifischer Geschmacklosigkeiten respektive Entgleisungen medialer Art hinzuweisen

Heute morgen habe ich um Karten für das Auswärtsspiel bei der Frankfurter Eintracht angestanden, da fällt mein Blick auf die Sportseite der BILD-"Zeitung", die in Sichtweite gelesen wird. Dietmar Hopp, Milliardär, durfte die Titelzeile ins Blatt diktieren: "Ich gehe nur in Stadien, in denen ich nicht gefährdet bin!" - wo das ist, möchte uns der Milliardär lieber nicht preisgeben, vermutlich hat ihm sein Rechtsanwalt davon abgeraten. Aber nicht nur deshalb scheut das vermeintliche Opfer klare Worte. Die imaginierte Bedrohungslage des Mäzen ("in Augsburg haben mich mal drei Typen aus kurzer Distanz angeschrieen: "Scheiß SAP""), an der nun die gesamte Republik gestockten Atems Spieltag für Spieltag teilnimmt, würde allzuschnell in sich zusammenfallen - und damit ein Ticket, auf dem sich der "großzügige Sponsor" die Sympathien der "Metropolregion Rhein-Neckar" zu sichern gedenkt. 

Was treibt diesen Mann, Millionen von Euro in einen Sport zu investieren, dessen kulturelle Rahmenbedingungen ihm offenbar vollständig fremd sind? Seit es den Fußball gibt, gehören Beleidungen auf dem Platz wie von den Rängen zum integralen Bestandteil des Spiels. Kann sich irgendjemand vorstellen, dass sich etwa ein Präsident von Real Madrid so erniedrigen würde, auf Schmähungen seitens des Anhangs vom FC Barcelona zu reagieren? Geschweige denn um seine Sicherheit im Stadion zu bangen? Kaum zu Glauben, dass ein Mann wie Hopp das nicht auf der Rechnung hatte. Der Schluß liegt näher, dass Hopp Gefallen und Nutzen an seiner Opferrolle gefunden hat.

Die Hoffenheim-Seite der BILD schließt mit der Darstellung der "Hoffenheim-Helden" ("hätten sie sie auf der Straße erkannt?"), deren Brust gut sichtbar das Logo der Fernsehzeitschrift TV DIGITAL ziert. Diese erscheint im, genau, AXEL-SPRINGER-VERLAG. Und wird wiederum vertrieben mit dem PREMIERE-4er-Vorteilspaket - und ist sogar im Preis enthalten. Ekelhaft, wie schamlos hier Legendenbildung zugunsten gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen betrieben wird. 

Keine Kommentare: