Montag, 14. April 2008

Über Leidensfähigkeit.

Viel Holz zeigte die Empore der Gegengerade am Samstag in den letzten Minuten des Spiels gegen Hansa Rostock. Den erfolgreichen Abschluss eines Konterangriff zum 1:2 durch Fin Bartels in der 84. Spielminute verkrafteten einige Fußballbegeisterte nicht. Verärgert verließen sie ihre Plätze, um so ihren Unmut über den Verlauf der Partie zu demonstrieren.

Dies aber nicht wirklich überraschend.  Schon früher in der Begegnung wurde deutlich, dass nicht mehr alle Zuschauer im Wilpark bedingungslos hinter "ihrer" Mannschaft stehen. Bereits in der ersten Hälfte konnten Pfiffe nicht mehr als vereinzelt wahrgenommen werden, eine gewisse Verunsicherung auf dem Platz nach dem Spielverlauf nicht entsprechenden 0:1 schlug auf die Tribünen über. Die Angst vor einer erneuten Niederlage gegen einen Abstiegskandidaten machte sich breit und so ungenauer und glückloser die Karlsruher Angriffe verpufften, so unversöhnlicher reagierten Teile des Publikums.

Erinnerungen an das Spiel in der Veltins-Arena auf Schalke wurden beim Autor wach, wo nach dem 2:0 Siegtreffer duch Christian Timm 10 Minuten vor Spielende die sonst so hoch gelobten und mit vorgeblich religiösem Fanatismus ausgestatteten Gelsenkirchener Fans in Scharen "ihrer" Mannschaft den Rücken kehrten und sich auf den Heimweg resp. in die Kneipen machten. Schwer irritiert von solcher Wankelmütigkeit, aber auch schwer euphorisiert von der damaligen Erfolgswelle war ich mich sicher, so etwas in "unserem" Wildpark nicht erleben zu müssen.

Erfahrungshorizonte
Nun schlug am Samstag die Wirklichkeit zurück. Der Kredit, den die Mannschaft sich in der Aufstiegssaison und der Hinrunde beim Karlsruher Publikum erspielte scheint, zumindest zum Teile aufgebraucht. Die Spielfreude, die vielen Tore und überraschenden Siege, die mediale Aufmerksamkeiten, die die badische Fußballseele in den letzten eineinhalb Jahren streichelten, scheinen einer Ahnung von der Wiederkehr des speziellen KSC-Leidensdruck zu weichen.

Die Erfahrung, diesem am erfolgreichsten durch eine gemeinsame, bedingungslose Unterstützung der Mannschaft - gerade in Zeiten, in denen der Erfolg ausbleibt - zu begegnen, teilen nicht mehr alle die dieser Tage in den Wildpark pilgern. Die Jahre des Abstiegskampf in der Zweiten Liga haben eben viele nicht mitgemacht, für sie ist der KSC eine Erfolgsgeschichte der letzten 2 Jahre.

Eine glänzende Reaktion auf diese Entwicklung zeigten am Samstag Teile der Gegengerade, als sie, in Entgegnung eben der Pfiffe zur Halbzeitpause, ein Signal pro Unterstützung der eigenen Mannschaft setzte, und auch nach dem Spiel dieser den Applaus nicht verwehrte und sie in allen Ehren in die Kabine entließ. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem engagierten Vorsänger auf dem Zaun, der wieder einmal seiner Verantwortung in dieser Position voll gerecht werden konnte und im besten Sinne Einfluß auf das Geschehen in der Kurve nahm.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gut geschriebener Beitrag!!!

Finde auch, dass leider viele vergessen haben, wo wir herkommen. Hätte uns 2004 jemand erzählt, dass der KSC 2008 in der Bundesliga nach 29 Spielen 41 Punkte gesammelt hat, hätten wir ihn für verrückt erklärt!

Auch von mir "Danke" und großes Lob an unseren Capo für seinen Einsatz! Ich musste aber leider auch viele "Modefans" zurechtweisen, die direkt nach dem 1:2 die Flucht aus dem D1 ergriffen haben.

Wenn das gemeine Volk auf der Empore so reagiert, ist das zwar schade, aber wird wohl immer und überall so bleiben. Aber im Fanblock geht sowas GAR NICHT!!!!


"Was ist schon der Meistertitel und alles Geld der Welt gegen die Liebe zu diesem Verein? - Karlsruh´ till I die!"